Nachdem er sich sein Leben lang eingehend mit den
unterschiedlichsten musikalischen Traditionen weltweit
befasst hat, war die Gründung des Immigrant Orchestra
das vielleicht ehrgeizigste, innovativste und
interaktivste Projekt von Willy Schwarz. Ursprünglich
als einmaliger Auftritt im Rahmen des ersten Chicagoer
Weltmusik-Festivals im September 1999 konzipiert, nutzte
Willy seine Kenntnis vieler verschiedener
Musikrichtungen sowie die Kontakte zu Musikern und
Sängern aus verschiedenen ethnischen Gemeinschaften, um
ein Ensemble zusammenzustellen, das nicht nur dem
Auftritt des einzelnen Musikers dienen, sondern darüber
hinaus den musikalischen Dialog zwischen den
verschiedenen musikalischen Traditionen ermöglichen
sollte. Die Performance wurde enthusiastisch aufgenommen
und krönte die Liste der zehn besten Konzerte der
Chicago Tribune.
Für den gewissermaßen als Schwanengesang für Chicago
gedachten Auftritt, das Willy einen Monat später
verließ, um nach Bremen zu ziehen, versammelte er
Chicagoer Musiker puertorikanischen, brasilianischen,
polnischen, senegalesischen, ungarischen, griechischen,
libanesischen, indischen, chinesischen, kanadischen
(Quebec) und afro-amerikanischen Ursprungs um sich. Im
Juli 2004 wurde Willy dann für ein Konzert im kurz zuvor
eröffneten Milleniumpark erneut nach Chicago eingeladen,
um das Immigrant Orchestra zu leiten, das inzwischen von
ursprünglich 18 auf 22 Musiker angewachsen war und
dessen neue Mitglieder nun auch irische,
palästinensische, mazedonische, mexikanische und
tunesische Musikstile vertraten. Mit nur wenigen Wochen
Vorbereitungszeit präsentierten Willy und die anderen
Musiker ein Konzert, dessen Tiefe und Weite sogar die
legendären Show von 1999 übertraf und für ein
eindrucksvolles Finale durch den 60-köpfigen Chicago
Children's Choir unterstützt wurde. Die Chicago Tribune
(siehe untenstehender Artikel) schwärmte ebenso wie das
Publikum aus 10.000 begeisterten Zuhörern, die stehende
Ovationen gaben.
Um die Finale des 2004 Konzerts anzuschauen, Klicken
Sie hier
Das Konzert war so erfolgreich, dass im September ein
erneutes Engagement für das Eröffnungskonzert des
fünften Chicagoer Weltmusik-Festival erfolgte, das
diesmal überall in den USA auf PRI 'The World'
übertragen wurde.
Nach seinem Umzug nach Deutschland machte sich Willy
Schwarz daran, zu beweisen, dass das Konzept von
verschiedensten Musikern, die eine gemeinsame Sprache
sprechen, überall übernommen werden kann und gründete in
Bremen, der Stadt, die für ihre Stadtmusikanten berühmt
ist, das Bremer Stadtimmigranten Orchester. Diesmal
kamen die Musiker aus Chile, dem Iran, Kurdistan, China,
Ghana, Rumänien, der Ukraine, Frankreich und der Türkei
und das Orchester wurde erneut mit Lob überhäuft und
erhielt die Einladung für einen Auftritt in Bremens
größtem Konzertsaal am 22.04.2005.
Ein vielfältiges/buntes Ensemble weiht den
neuen Pavillon ein
Immigrantenorchester brilliert mit Einblicken in
Pritkers Akustik
Howard Reich
(Kunst)kritiker der Chicago Tribune
Die Überschreitung klassischer westlicher Traditionen
durch das Chicago Immigrant Orchestra führte am
Sonntagnachmittag zu eindrucksvollen stehende Ovationen
und verdiente diese voll und ganz.
Unter Verwendung musikalischer Begriffe stellt dieses
Ensemble einen eigene Kategorie dar, dessen Ansatz
ebenso radikal wie überzeugend ist. Wie genau der
Bandleader und Akkordeonspieler fast zwei Dutzend
Musiker mit den entlegensten Idiomen dazu bringt, eine
gemeinsame musikalische Sprache zu sprechen, bleibt ein
Geheimnis. Südindische Geige, chinesische Pipa und Oud
aus dem mittleren Osten (um einige, stilistisch völlig
unverwandte Instrumente zu nennen), sind grundsätzlich
weder aufeinander abgestimmt, noch teilen sie die
gleichen Improvisationstechniken und harmonierten
trotzdem ausgezeichnet in Schwarz' revolutionärer Band.
Während eines 90-minütigen Auftritts, der schnell in
Schwung kam, zeigten Schwarz und die Genre-verändernde
Band von Chicagoer Musikern viele Passagen großer
Inspiration. Der großartige brasilianische Sänger und
Gittarist Paulinho Garcia und die emporstrebende
polnische Jazzsängerin Grazyna Auguscik sangen ein
sublimes Duett und verbanden dabei die wogenden Rhythmen
Südamerikas mit der glühenden Lyrik Osteuropas. Ebenso
improvisierte das Ehepaar Betti Wiang und Yang Wie, die
jeweils Erhu (eine Art chinesischer Geige) und Pipa (die
an eine Laute erinnert) spielten, raffiniert neben
Jazzbass, südamerikanischer Perkussion und polnischen
Streichern.
Es war jedoch das Zusammenspiel aller 23 Musiker und
die Vermischung der amerikanischen, afrikanischen,
europäischen und asiatischen Stimmen, die das Chicago
Immigrant Orchestra von anderen Ensembles in den USA
unterscheidet.
Möge es noch lange swingen.
|